1. Woche

09.11.2006 - Zürich

Den ganzen Tag verbrachten wir dazu, unsere beiden Rucksäcke zu packen (nicht mehr als 20 kg) und unser Haus klarzumachen. Da der Abflug am Freitag um 0600 Uhr war und wir nicht bereits schon am Morgen um 0300 Uhr von zu Hause losfahren wollten, entschieden wir uns, in der Nähe des Flughafens ein Hotelzimmer zu beziehen. Im Hotel F1 Formule 1, Zürich Messe Airport, fanden wir für unsere Preisvorstellung ein entsprechendes Zimmer (Fr. 35.-- pro Person).
Unsere jüngste Tochter, Sibylle, brachte uns dann gegen 2100 Uhr zum Hotel.
Bevor wir uns ins Zimmer begaben, erkundigten wir uns noch für den Transport am Morgen zum Flughafen. Uns wurde erklärt, dass ein Shuttlebus, ab 0400 Uhr, halbstündlich, vom Hotel zum Flughafen fahren würde. Dies sei im Preis des Zimmers inbegriffen. So reservierten wir um 0500 Uhr 2 Plätze für den Bus.
Das Zimmer war einfach, erfüllte jedoch absolut seinen Zweck. Die Toiletten und die Douchen waren auf dem Gang. Aber uns störte das nicht.
So jetzt schnell und genug schlafen, denn kurz nach 0420 Uhr würde ja schon wieder der Wecker läuten. Vermutlich vor Aufregung konnten wir nicht gut schlafen und wir Beide überlegten immer, was wohl in den nächsten 4 Wochen auf uns zu kam.


10.11.2006 ZÜRICH - LONDON - CHENNAI

Wie bereits erwähnt, nach einer fast schlaflosen Nacht, wurden wir mit dem Shuttle Bus zum Flughafen gebracht. Das Einchequen bereitete um diese Zeit keine grosse Mühe und so hatten wir noch genügend Zeit ein letztes Mal ein Schweizergipfeli zu essen und ein guter Milchkaffee zu schlürfen.
Am Gate angekommen, wurden wir von einem BA-Angestellten so richtig ausgefragt. Ob wir auf dem Weg hierher unser Gepäck immer unter Kontrolle gehabt hätten, ob uns jemand etwas zum Transportieren mitgegeben hätte etc. etc. Nach der Befragung dachten wir, dass das ja heiter in London werden kann.
Das Flugzeug hob pünktlich in Zürich ab und nach knapp einer Stunde landeten wir um 0805 Uhr in London Heathrow Terminal 1.
Unser Weiterflug ging vom Terminal 4 aus. So mussten wir auf dem Flughafen 3 Terminals wechseln. Das blanke Chaos. Um ins Terminal 4 zu gelangen mussten wir bei einer bereits schon langen Schlange von Leuten anstehen. Es wollten nicht nur wir vom Terminal in die weite Welt hinaus fliegen. So verging die Zeit und wir kamen sehr langsam vorwärts. Als wir dann bei den Röntgenapparaten angekommen waren, zeigte meine Uhr bereits schon 0920 Uhr (unsere Abflugszeit war 1000 Uhr). Bei der Sicherheitskontrolle mussten wir vom Hosengurt über die Schuhe alles ausziehen (Nine eleven lässt grüssen).
So, endlich hatten wir die Sicherheitskontrolle passiert, ohne dass es gepfiffen hat, Schuhe und Gurt wieder angezogen und bereit für den Weitermarsch zum Gate. Meine Uhr zeigte bereits bedrohliche 0945 Uhr an. Erwischen wir den Flug noch oder nicht? Wir sprangen und siehe da, wir erreichten unser Gate, letzte Kontrolle des Tickets und hinein in das Flugzeug (wir waren die letzten Passagiere und es war 0953 Uhr).
Aber was war das? Der erste Indienkulturschock. Ein Grossraumflugzeug Boeing 777 (Triple Seven in der Umgangssprache der Fliegerei genannt) mit über 300 Passagiere, vom Kleinkind bis zur Oma und Opa war alles vorhanden und über 98% davon waren Inder,
ein geschnatter und einige böse Blicke (da die Leute ja wegen uns warten mussten). Wir machten uns gar nicht die Mühe eine Geste des "kann nichts dafür" zu machen, da es sowieso nicht verstanden worden wäre. So setzten wir uns und mit einer Verspätung von nur 15 Minuten flogen wir Richtung Indien ab.
Nach einem sehr ruhigen und angenehmen Flug landeten wir 12 Stunden später um 0200 Uhr Lokalzeit in Chennai. Unser Flug war der einzige, der um diese Zeit ankam. So mussten wir nicht lange am Schalter der Immigration anstehen. Die Gepäckfasserei ging auch sehr gut über die Bühne und wir waren sehr froh, dass unsere beiden Rücksäcke den Weg bis herher gefunden hatten.
Als wir in die Ankunftshalle heraustraten, war wie vereinbart der Taxidriver von unserem Hotel (Hotel Panadia) anwesend und hielt ein kleines Plakat mit "Mr. Jorg" hoch. So traten wir in die schwülwarme Luft hinaus und verstauten unsere Rucksäcke im Fahrzeug. Nach kurzer Fahrt trafen wir im Hotel ein.
Ich weiss nicht, wieviel auf der Homepage des Hotels manipuliert wurde, aber in Nature sah es jetzt ganz anders aus. Bei uns würde es man als Absteige bezeichnen. Aber uns war das egal. Wir wollten einfach ins Zimmer und vor allem ins Bett. Der einzige Luxus im Zimmer war gerade das vorhandene WC-Papier und Seife. Die Klimaanlage machte so einen Lärm, dass wir diese freiwillig abschalteten. So legten wir gegen 0330 Uhr todmüde ins Bett.


11.11.2008, CHENNAI - MAHABALIPURAM

Die Nacht war sehr kurz. Da u
ns so eine riesige Grossstadt wie Chennai nicht zusagte, entschieden wir uns, weiter zu reisen. So nahmen wir unser erstes indisches Frühstück ein und bezahlten unsere Unterkunft. Da wir einen stolzen Preis für das Autotaxi vom Flughafen zum Hotel bezahlen mussten, nahmen wir zum ersten, aber sicherlich nicht zum letzten Mal, ein Tuck Tuck (Toefftaxi). Wir sassen kaum drin, begann es wie aus Kübeln zu regnen. Beim zentralen Busbahnhof angekommen fanden wir eigentlich ohne grosse Mühe unser Bus. Apropos Bus. Als wir diesen betraten, bekamen wir das erste Mal in Indien ein komisches Gefühl in der Magengegend.



Der Chauffeur nahm auf einem geflochtenen Stuhl, welcher an einem Gestänge mit Schnur angemacht war, platz.









Scheiben waren keine vorhanden und so fuhren wir los.




Der erste Gang wurde mit der Kupplung eingelegt, die weiteren Gänge ohne Kupplung und nur mit Gefühl. Ja so ist die indische Fahrweise. Apropos Fahrweise. Ich vermute, dass minimum über die Hälfte der indischen Fahrer keine Prüfung absolvieren mussten. Das wichtigste Utensil ist einfach die Hupe.
So sind wir 2 1/2 Stunden später (für Sage und Schreibe 70 Kilometer) gut, ein bisschen durchgettelt und durchgeschüttelt, in Mahabalipuram angekommen.
Bezug des Guest House Lakshmi Lodge. Das ganze Guest House war mit Trampern belegt und wir gehörten als "alte Grufftis" auch dazu. Das Zimmer war recht ordentlich, ausser den Moskitos. Da das vorhandene Moskitonetz verlöchert war, räucherten wir das Zimmer mit Räucherstäbchen sozusagen aus und hatten dann einigermassen Ruhe von den Plaggeistern.
Erste Höhepunkte waren der Besuch der Felsenrelievs, in einer parkähnlichen Gegend sowie den Strandtempel. Ebenfalls besitzt Mahabalipuram ein kilometerlanger Sandstrand.






12.11.2008, MAHABALIPURAM - KANCHIPURAM

Mit dem Bus ging es morgens
nach Kanchipuram. Nach 1 1/2 Stunden trafen wir dort ein und handelten mit einem dortigen Tuck Tuck Fahrer einen Preis aus, damit er uns für die Besichtigung der dortigen 5 Tempeln herumfährt. Dieser erklärte uns, dass wir ja nicht beim Besuch der Tempeln Eintritt bezahlen sollen.
Wir mussten uns bei jedem Tempel mit Händen und Füssen wehren, dass wir nicht gewillt waren, einen Eintritt zu bezahlen. Ja ja , die Inder sind schon gewitzt.
So besuchten wir den ganzen Tag durch die 5 bekanntesten Tempel (Kailashanatha/Ekambareshvara/Vaikuntha-Perumal/Kamakshi-Amman/und Varadarja-Perumal). Durch einen Tempelwärter wurde für uns Beide ein Segen gesprochen (was genau für Einen können wir nicht sagen, da wir den Tempelwärter nicht verstanden). Dies natürlich nur gegen ein entsprechendes Entgeld. Zu erwähnen ist, dass wir gar nicht gefragt wurden, ob wir diesen Segen möchten.



Irgend einmal überkam uns dann der Hunger und wir gingen in ein einheimisches Restaurant. So assen wir zum ersten Mal richtig Indisch d.h. dass Essen auf einem Bananenblatt (Reiss mit div. scharfen Saucen) und mit Fingern. Die dortigen Einheimischen hatten die hellste Freude an uns.
Gegen Abend trafen wir dann wieder in unserem Guest House in Mahabalipuram ein. Wir diskutierten dort noch mit Trampern ein wenig, weil lesen konnten wir in unserem Zimmer nicht, da dieses auch mit Licht zu düster war. So legten wir uns bei Zeiten ins Bett, da es ja am anderen Tage bei Zeiten wieder weiterging.


13.11.2006, KANCHIPURAM - PONDICHERRY

Gemütlich nahmen wir am Morgen, auf einer Terasse, unser Frühstück ein. Es gab sogar Musli (vom Kellner x Mal mit Stolz angepriesen). Als wir auf die Strasse herunterblickten, blieb uns fast das Morgenessen im Halse stecken. Während wir ein grosser Gabentisch von Nahrung hatten, ass auf der Strasse eine alte Frau ihre Mahlzeit aus einem kleinen Kesseli (abstrakt!).


Am frühen Nachmittag traffen wir nach 2 1/2 Stunden Busfahrt, für 70 Kilometer, am nächsten Ziel unserer Reise an. Pondicherry, ein Hauch von Cote d'Azur und Savoir-vivre an der Ostküste Indiens - das klingt nicht nur ganz nett, sondern ist es auch. Pondicherry war über 150 Jahre eine französische Enklave. Es wird hier in der ganzen Stadt französisch!!!!! gesprochen.
Wir fanden in der Privatunterkunft Villa Labourdonnaise eine gute Bleibe. Die Shoppingtour versetzte uns fast wieder nach Europa. Aber eben nur fast. Beim Zusehen einer Kanalreinigung wurden wir wieder so richtig in die Realität zurück geholt. Mit blossen Händen wurde der Dreck von einem Manne aus dem Schacht geholt. Dabei lächelte er immer und war sehr stolz, dass er Arbeit hatte. Wir mussten vor Gestank ein Taschentuch vor die Nase nehmen.

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